Werte Leserschaft, ich muß gestehen, die ganze Geschichte ist mir ein wenig unangenehm. Einer der letzten Ausgaben des erfolgreichsten Jugendmagazins Deutschlands lag ja ein kleines, batteriebetriebenes Transistorradio bei, das auch bei näherer Untersuchung keinen namhaften Hersteller aufweisen konnte.

Zufällig begab es sich jedoch, daß ich noch 2 AAA-Batterien mit dem Kupferkopf fand (offenbar zur Instandhaltung meiner Hundertschaft an Fernbedienungen), die ich auch sogleich in besagtes Empfangsgerät einsetzte, um vor dem Einschlafen noch ein wenig stimmungsvoller Musik zu lauschen.

Wie versteinert lag ich in meinem Bett. Statt der durchaus erwarteten Populärmusik diverser privat betriebenen Sendeanstalten vernahm ich die unheilsschwangere Stimme eines strengen Priesters, der ein ums andere Mal den Rosenkranz herunterbetete. Offenbar in einem finsteren Kellerverlies, dem Hall nach zu urteilen. Instinktiv bereute ich all meine Sünden, zumal eine Reihe von Personen das Ave Maria lethargisch nachsprach.

Unweigerlich fühlte ich den Schauder über meinen Rücken kriechen und mich nachgerade wie in ein namhaftes Videospiel versetzt, zumal ich diesen Sender mit keinem anderen Radio, und auch von keinem anderen Ort als meinem Bett empfangen kann. Bestrahlt “Opus Dei” etwa direkt mein Schlafgemach?

Meine Recherchen am nächsten Tag ergaben zum Glück, daß es sich beim ausgestrahlten Programm um eine Gebetsstunde von Radio Horeb, einer Art Zweigstelle von Radio Vatican, handelte. Sollten Sie, werter Leser, zu den wenigen Auserwählten zählen, die diesen Sender empfangen können, so möchte ich Ihnen ans Herz legen, Sonntags zu später Stunde doch einmal das Licht abzudunkeln und das Frequenzrad auf 92.4 zu drehen – ich bin sicher, so gegruselt haben Sie sich lange nicht mehr!