Die Ernährungspyramide

Sep 14, 2006 • Ben Dover

Werter Leser, in jüngster Zeit gab in unserer Bulletin-Austauschliste einige angeregte, gar hitzige Diskussionen zum Thema “gesunde Ernährung”, offensichtlich ausgelöst durch die unappetitlichen Lebensmittelskandale der letzten Tage.

Immer wieder bemüht wurde die allseits bekannte “Nahrungsmittelpyramide” des christlichen Fundamentalisten, radikalen Masturbationsgegners, reaktionären Fortschrittsfeindes und Vegetariers J. H. Kellogg, einem Mann also, den sich eigentlich niemand von uns zum Vorbild nehmen sollte.

Mit Schrecken fiel mir allerdings auf, daß sogar ich selbst streng nach dieser unsäglichen Pyramide lebe – ich werde das einmal kurz am Beispiel eines Gulaschs erläutern:

1kg Rindfleisch
20g tierisches Fett
1kg Zwiebeln
250g Suppengemüse
100g Tomatenmark
250ml Wein
250ml klare Brühe
10g Gewürze

Erschreckendes kommt zu Tage – das “Fleischgericht” hat nur einen Fleischanteil von 35.33%! Da üblicherweise ja noch Beilagen wie Bandnudeln, Kartoffelbrei, Semmelknödel und sogar Salat gereicht werden, sinkt dieser gar ins Bodenlose! Â

Das sind die Fakten! Denken Sie darüber nach.

8 responses

Herr Dover, eine Milchmädchenrechnung wird nicht besser, wenn man sie selbst mit einer anderen Milchmädchenrechnung zu kompensieren versucht. Nichts anderes sehe ich hier von ihnen, und das hätte ich jetzt so nicht von Ihnen erwartet. Wie auch immer ich genoss heute Abend Flädlesuppe mit Schnittlauch, selbstverständlich in Gemüsebrühe namhaften Herstellers.

Rudolph Möshammer – September 14th, 2006
Werter Herr Möshammer, waren nicht gerade Sie es, der mit den Milchmädchenrechnungen angefangen hat? Im Übrigen kann ich keinen Denkfehler in meinem Beispiel entdecken. Sie mögen mir jetzt mit dem verdunstungsbedingten Gewichtsverlust der Pflanzenbestandteile und Liquidstoffe kommen, ich hingegen sehe darin jedoch einen weiteren, klaren Nachteil vegetarischer Lebensmittel: Selbst bei schonender Behandlung wie langem Köcheln bei eher niedrigen Temperaturen verlieren diese Dinge rasch an Substanz. Sie lösen sich quasi in Luft auf. Ich frage Sie, welchen Wert hat denn etwas derart vergängliches in unserem Leben? Nehmen Sie Vernunft an! Setzen Sie auf bleibende Werte! Wählen Sie Fleisch!

Ben Dover – September 14th, 2006
Im Übrigen musste ich mich gerade derart echauffieren, daß mir doch beinahe die Hutschnur geplatzt wäre! Erneut versuchen Sie, nicht nur Ihren krankhaften, semi-vegetarischen Lebenswandel zu rechtfertigen, sondern auch industriell gefertigte Nahrungsmittle wie besagte “Gemüsebrühe namhaften Herstellers” salonfähig zu machen! Pfui!, sage ich da! Brühe kann auf einfache Weise selbst hergestellt werden, diese ist, tiefgefroren in diesen neumodischen transparenten Weichplastikbehätern, monatelang haltbar. Kaufen Sie einfach reichlich Suppengemüse, das Sie feingehackt mit einer großen Menge gehackter Zwiebeln in reichlich Öl scharf anbraten, und giessen Sie den Topf regelmässig mit Salzwasser (oder einem leichten Weißwein) auf. Die Kochzeit beträgt etwa 2-3 Stunden, wobei der Kenner selbstredend eine angebratene Hühnerkarkasse mitkocht. Selbst Sie werden anerkennend feststellen müssen, daß das Endprodukt Ihrem profanen Suppenwürfel haushoch überlegen ist.

Ben Dover – September 14th, 2006
Herr Dover, auf ihr Posting bezüglich Ernährungspyramide werde ich noch separat eingehen. Abe in dem Punkt “Gemüsebrühe” enttäuschen sie mich MASSLOS! So preisen sie hier eine Anleitung zur Herstellung von Gemüsebrühe feil, was völlig im Kontrast zu ihrem sonstigen Bestreben steht. Die Fakten sind: Auf der Kochanleitung zu”Schwäbische Maultaschen” wird FLEISCHBRÜHE erwähnt, auf der Kochanleitung zu “Gemüsetaschen” wird GEMÜSEBRÜHE erwähnt. Ob ihres Postings muss ich nun annehmen, dass sie heimlich zum Geniesser von Gemüsetaschen konvertiert sind, und dies ansgesichts ihrer Pro-Fleisch-Trollerei ihnen geradewegs entfleucht ist. Ich hingegen habe vor ungefähr 2 Monaten traditionell gekochte FLEISCHBRÜHE von meiner Oma bekommen, welche sie eingefrohren hat. Sie hat mein Essen geschmacklich um mehr bereichert, als sie mit ihren angeblichen Kochkünsten jemals hinbecommen werden.

Rudolph Möshammer – September 14th, 2006
Sie sprachen von Gemüsebrühe, Sie bekamen ein Rezept für Gemüsebrühe (nicht ohne den Hinweis auf die Hühnerkarkasse, wie ich erwähnen möchte). Persönlich übel nehme ich Ihnen den Angriff auf meine Kochkünste, ich gedenke, Sie beispielsweise am kommenden Wochenende, an dem ich hoffe, Sie als meinen Gast anlässlich eines namhaften Volksfestes in unserer schönen Landeshauptstadt begrüssen zu dürfen, vom Gegenteil zu überzeugen. Ich schlage vor, ich kredenze Ihnen und meinen anderen Gästen ein in Manufaktur bereitetes Mahl. Selbstredend wird dieses der bayerischen, gutbürgerlichen Küche entstammen, beispielsweise in Schweinebraten in traditioneller Münchner Dunkelbiersauce, Rouladen nach Hausfrauenart oder gar mein im Artikel kurz erwähntes, vielgerühmtes Rindsgulasch.

Ben Dover – September 14th, 2006
Geschätzte Kollegen, werte Fleischgeniesser Ihre angeregte Disskusion über Vor- und Nachteile von Gemüse, beziehungsweise Fleischbrühe bringt mich zum Schmunzeln.. wurde doch im “Eifer des Gefechtes” die ordinäre, aber schmackhafte FISCHBRÜHE vergessen. Ich sehe eine gute, hausgemachte Fischbrühe als einzige Alternative, um dem Duell der Brühen ein wenig entgegenzuwirken. Minderwertiges Gemüse braucht es dazu praktisch nicht, ein bisschen Schnittlauch (klappt auch wunderbar mit getrocknetem oder Pulverschnittlauch) sowie wenig Zitronensaft reicht vollkommen. Konzentrieren wir uns also lieber auf den Fisch, der cann nämlich was. Ich fand folgendes Rezept auf einer Internetseite eines namhaften Rezepte-Anbieters:

Fischfond - gewusst wie: Gut geeignet sind Gräten und Köpfe ohne Kiemen von Steinbutt, Zander oder Hecht und Seezungengräten. Gräten von Flunder, Scholle, Hering und Makrele haben einen strengen Geschmack und kommen deshalb nicht in Betracht. Die Fischteile sind gründlich zu waschen, denn sie cönnen nicht blanchiert werden. Wegen ihres besonderen Aufbaus haben Fischgräten eine weichere Struktur als Teile von Schlachttieren. Die Kochzeit ist deshalb kürzer. Die Gräten mit dem kalten Wasser aufsetzen, den Saft der halben Zitrone dazugeben, aufkochen und sauber abschäumen. Danach den fein gehackten Schnittlauch, die Gewürze und den Weißwein hinzufügen. Nach halbstündigem, langsam Kochen die fertige Fischbrühe durch ein Tuch passieren. Schwierigkeitsgrad: Simpel VoilÃ , oder wie der Französischgeniesser zu zitieren pflegt: “noblesse oblige”. Kollegiale Grüsse: Ulcus Molle

Dr. MEd. Ulcus Molle – September 15th, 2006
Herr Dover, sollten sie sich doch einmal in meinem trauten Heim einfinden, so werde ich versuchen, ihren bayrischen Gerichten typische schwäbische entgegenzusetzen. Als erstes fallen mir schwäbische Kässpätzle ein, welche ich extre wegen ihnen, auch noch mit ein paar Speckwürfeln garnieren cönnte, um es nicht ganz zu fleischlos wirken lassen. Als Vorspeise würde ich ihnen eine Maultaschensuppe mit 14% Fleischanteil, in Fleischbrühe mit Backspätzle, kredenzen. Als Nachtisch kämen schwäbische Nonnenfürzle mit Zimtzucker infrage. Seien sie versichert, obwohl der Gesamt-Fleischanteil für ihre Verhältnisse unterirdisch ist, werden auch sie Gefallen am Mahl haben, denn die Schwaben wussten schon immer die typische Streuobstwiese, welche große Teile der Landschaft geprägt hat, zur Herstellung schmackhafter Mahlzeiten zu nutzen.

Rudolph Möshammer – September 16th, 2006
Werter Herr Möshammer, Ich hoffe dass Sie beim Anreichen von schwäbischer Regionalküche nicht auf Convenientprodukte zurückgreifen. Auch wenn diese die Kühlregale in schwäbsichen Discountern übermässig füllen und zu tagtäglicher Völlerei verführen, so möchte ich Sie erbitten auch bei so banalen und ordinären Dingen wie Spätzle auf herkömmliche Hausrezepte zurückzugreifen und auch die speziell hierfür von deutschen Ingenieuren entwickelten Spezialwerkzeuge, wie etwa eine Spätzlepresse, zu verwenden. Der geringe Fleischanteil von lediglich 14% lässt sich bei Maultaschen zudem im handumdrehen durch Eigenproduktion steigern. Ich denke, Sie wollen hier Ihren möglicherweise von der Lebensmittelgrossindustrie angefachten Laissez-faire hinter fadenscheinigen Argumenten verbergen. Eventuell liegt es auch daran, dass Sie zuviel Zeit an geistlosen Dingen wie Kommunistenbetriebssystemen verschwenden, anstatt Ihr Leben mit anständiger und reichhaltiger (im Sinne von Fleisch) Kost und redlichen Hobbys wie etwa dem Mineraliensammeln anzureichern. Herzlichst, Ihr Lebens- und Ernährungsberater Armin S.

Armin S. – September 17th, 2006